AWO und Caritas im MK präsentieren Jahresberichte der sozialen Schuldnerberatung

06.05.2024

In den aktuell vorliegenden Berichten der sozialen Schuldnerberatungen im Märkischen Kreis von AWO und Caritasverband werden unter anderem die Kundenstruktur, Einkommensverhältnisse und häufige Überschuldungsursachen interpretiert. Die beiden Sozialverbände haben im Jahr 2023 über 900 Intensiv- und Langzeitberatungen für verschuldete Menschen im Märkischen Kreis organisiert, dazu kommen Kurzberatungen und Kriseninterventionen. Die durchschnittliche Schuldenhöhe beläuft sich auf ca. 44.000 Euro pro Fall bei der Caritas. Für das laufende Jahr 2024 erwarten die Schuldner- und Verbraucher-Insolvenzberatungen eine weiter angespannte Lage.

„Die steigenden Preise für Lebenshaltungskosten, Gas und Strom werden dafür sorgen, dass immer mehr Menschen ihre monatlichen Kosten nicht tragen können und Probleme mit hohen Jahresabrechnungen für Gas und Strom bekommen werden“ prognostiziert Oliver Frebel, der das Team der Schuldnerberatung im Märkischen Kreis und Hagen leitet. Vor allem die dauerhaft Überschuldeten aus unteren sozialen Schichten hatten unter der Preisentwicklung zu leiden. „Das steigende Angebot von Ratenkrediten und „Buy now, pay later“-Angeboten, die vor allem um eine jüngere und weibliche Zielgruppe werben, bestätigen den Konsumtrend“, erklärt Justus Köhne, Koordinator bei der Schuldnerberatung des Caritasverbands. Er beobachtet einen Mentalitätswechsel – das langfristige Ansparen auf größere Anschaffungen trete zurück, stattdessen werde immer mehr spontan und bequem „vom Sofa aus“ online gekauft.

Auf den ersten Blick in die deutsche Gesamtstatistik ist die Situation im Berichtsjahr eher entspannt: Nur noch 5,65 Millionen Menschen in Deutschland gelten im Jahr 2023 nach der vom Finanzdienstleister Creditreform erhobenen Statistik als überschuldet. Offiziell ist das ein neuer Tiefststand. Offenbar haben die Corona-Krise mit den staatlichen Hilfen einerseits und eine ausgeprägte Sparsamkeit andererseits viele einkommensschwache Haushalte vor der finanziellen Krise geschützt. Nach der Pandemie verteuert sich das Leben allerdings - die durch den russischen Angriff auf die Ukraine verursachte Energiepreiskrise, insbesondere die anhaltende Inflation und die hohen Zinsen, verteuern das Leben der Verbraucher stetig.

Schulden können sich aus ganz unterschiedlichen Gründen anhäufen. Die in den Expertenberichten verzeichneten „big six“ der Verschuldungs-Ursachen sind einerseits existenzielle Lebenskrisen wie Trennung oder Scheidung, Erkrankung oder Unfall und der Verlust des Arbeitsplatzes. Andererseits führen ein dauerhaft zu niedriges Einkommen, zuweilen verbunden mit unwirtschaftlicher Haushaltsführung, in der aktuellen Inflationskrise in die Überschuldungsspirale: Ratsuchende, deren Einkommen zuletzt noch knapp ausreichte, kommen in Schwierigkeiten, wenn die Nachzahlungsforderung vom Energieversorger in den Briefkasten flattert oder wenn die Kinder neu eingekleidet werden müssen. So haben es die erfahrenen Berater*innen von AWO und Caritas auch mit ganz unterschiedlichen Fallkonstellationen zu tun: Zu den in den Jahresberichten analysierten Risikogruppen gehören zum Beispiel Scheidungsfamilien – wenn das knappe Einkommen bislang für die Lebenshaltungskosten ausgereicht hat, sprengt die doppelte Haushaltsführung nach der Trennung den finanziellen Rahmen. Eine andere gefährdete Gruppe sind Zugewanderte, die mit knappen Sprachkenntnissen, wenig Erfahrung mit den Online- Konsumgewohnheiten und fehlender finanzieller Bildung leicht den Überblick verlieren, wie Francesco Ferrara erläuterte, der beim Caritasverband Schuldner- und Migrationsberatung unter einen Hut bringt.

Schuldner- und Insolvenzberatung ist eine soziale Dienstleistung und wird von AWO und Caritasverband als komplexes und ganzheitliches Beratungsangebot vorgehalten. Ziel ist es, überschuldeten Familien und Einzelpersonen bei der Bewältigung ihrer sozialen und finanziellen Probleme zu helfen und ihnen wieder neue Lebensperspektiven zu vermitteln. Die Aufgaben der Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung sind deshalb komplex und umfassen die Sicherung des Existenzminimums, den Schutz des Schuldners vor ungerechtfertigten Ansprüchen, die Stabilisierung der psychosozialen Situation, die Stärkung des Selbsthilfepotentials, die Anleitung zur eigenständigen Lebensplanung, die Befähigung zum Leben an der Pfändungsgrenze, die Befreiung von den Schulden sowie die Förderung der sozialen Integration.

Für diese vielfachen Beratungsleistungen ist das Angebot in Iserlohn, Hemer, Menden und Balve absolut nicht auskömmlich – eine Erhöhung der Stundenkapazitäten in den Beratungsstellen wäre dringend geboten. Bei dringenden Problemen wie Einstellung der Energielieferung, Wohnraumkündigung oder anderer schwerwiegender Schwierigkeiten besteht zwar in der Regel binnen einer Woche die Möglichkeit, einen Termin für eine existenzsichernde Beratung zu besorgen; für reguläre Beratungstermine lag die Wartezeit für einen Termin jedoch weitaus länger als einen Monat - die Vielzahl der Beratungsanfragen sorgt für sehr lange Wartezeiten und verzögerte Bearbeitungen.

AWO und Caritas gaben als Fazit dem Kreis und den Gemeinden die dringende Empfehlung, die Beratungskapazitäten zu erhöhen und das bei den Verbänden auch finanziell zu hinterlegen – denn "Schuldnerberatung rechnet sich“: Die von den Kommunen in die Schuldnerberatung investierten Euros fließen durch Einsparungen bei den Sozialausgaben garantiert zurück.

Die Jahresberichte der AWO-Schuldnerberatung stehen auch zum download auf der Homepage: https://www.awo-ha-mk.de/schuldnerberatung

Foto: Oliver Frebel von der AWO (li.) und Justus Köhne von der Caritas (mi.) präsentieren mit ihren Kolleg*innen die Jahresberichte der Schuldnerberatungsstellen im Märkischen Kreis.

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