Bericht aus dem türkischen Erdbebengebiet

02.05.2023

Serdar Yüksel, Bochumer Landtagsabgeordneter, AWO-Vorsitzender und stellvertretender Vorstand des Hilfswerks „AWO International“, schilderte auf Einladung seines Fraktions- und AWO-Kollegen Wolfgang Jörg persönliche Eindrücke von zwei Reisen ins türkisch-syrische Erdbebengebiet. Eindrücklich beschrieb der Wattenscheider die apokalyptischen Ausmaße der Katastrophe: Die zwei großen Beben und unzählige Nachbeben haben zu riesigen Zerstörungen und Opferzahlen geführt – in der Türkei sind mindestens 200.000 Menschen gestorben, in Syrien wahrscheinlich um die 40.000.

Beigetragen zum Ausmaß der Schäden haben zum großen Teil Baumängel – verursacht durch Baupfusch wegen mangelnder Bauaufsicht und durch Korruption und Schwarzbauten. Dazu komme ein ungesteuertes Wachstum der Großstädte: Die ganz überwiegend von Kurden bewohnte Stadt Diyarbakir hatte vor 15 Jahren noch etwas 800.000 Einwohner, durch massenhaften Zuzug aus dem Umland wuchs sie zuletzt auf über 2,2 Millionen an. Mit diesem nicht-organischen Wachstum stieß die Infrastruktur ebenso wie die Bauverwaltung und Bauaufsicht an ihre Grenzen. Auf einer ersten Reise ins Katastrophengebiet unterstützte Yüksel erste Nothilfemaßnahmen des AWO-Kreisverbands Bochum. Spenden von AWO International trugen dazu bei, 550 Nothilfepakete in der stark vom Erdbeben betroffenen türkischen Stadt Adıyaman zu verteilen. Die Stadt (ca. 370.000 Einwohner) hatte 30.000 Tote zu beklagen und liegt in der kurdisch dominierten Region der Türkei; die ausgewählten Haushalte hatten bis dahin noch keine Hilfe erhalten. Die Pakete reichen jeweils für eine Familie für einen Monat und enthalten beispielsweise Reis, Bulgur, Linsen, Konserven, Speiseöl und Nudeln. Durch den direkten Bezug der Hilfsgüter vor Ort konnten Zeit und Frachtkosten gespart werden. Vor Ort half das Bündnis KESK, ein Zusammenschluss von Gewerkschaften, die im öffentlichen Dienst in der Türkei organisiert sind, und der regionalen Lehrergesellschaft: „Lehrer sind gut vernetzt“ erläuterte Yüksel. Eine zweite Reise in die Region Gaziantep hatte weniger humanitären als politisch-parlamentarischen Charakter, unter den Teilnehmenden waren u. a. SPD-Bundesvorsitzender Lars Klingbeil und Nils Schmid, außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Die Parlamentarier hatten Gelegenheit, mit dem deutschen Botschafter über die von Außenministerin Annalena Baerbock angekündigten Visa-Erleichterungen für vom Erdbeben betroffene Menschen, die Verwandte in Deutschland haben zu sprechen. Betroffene brauchen laut Auswärtigem Amt ein Visum, wenn sie bei ihren Angehörigen ersten oder zweiten Grades für bis zu drei Monate leben wollen. Das aufnehmende Familienmitglied muss eine Erklärung abgeben, in der es sich verpflichtet, für den Lebensunterhalt und die spätere Ausreise aufzukommen. Ernüchtert stellte Serdar Yüksel fest, dass es sich bei diesen Zusagen aus dem AA um „heiße Luft“ handele. Das Verfahren sei kompliziert und es gäbe ohne „Beziehungen“ keine Chance – und für eine erleichterte und beschleunigte Visa-Bearbeitung gäbe es kein zusätzliches Personal, wie Botschafter Jürgen Schulz gegenüber den Politikern bestätigen musste. Wolfgang Jörg regte im Anschluss an Serdar Yüksels Vortrag an, lokale Bündnisse zu bilden und kleinteilig Patenschaften zum Beispiel zwischen Grundschulen oder Gymnasien zu stiften: Hier könne die AWO ihr ehrenamtliches Engagement einsetzen; bei der Organisation will er die Kontakte der Parlamentariergruppe NRW-Türkei im Düsseldorfer Landtag einbeziehen.

Weitere Nachrichten

Meldung vom 04.06.2024
Zum Grillbuffet am Freitag, den 7.6. ab 18 Uhr lädt das Cafe-Restaurant Schnöggel in den Gastgarten. Zu diesem Essen mit ausgesuchten Leckereien ist eine Anmeldung erforderlich (Tel.: 02371 - 3510990). Bei schlechterem Wetter können natürlich die Sitzplätze im Haus genutzt werden. weiterlesen
Meldung vom 04.06.2024
AWO Ortsverein-Iserlohn lädt ein zu einer Tagesfahrt nach Xanten am Mittwoch, 28.08.2024. Auf dem Programm steht eine Stadtrundfahrt mit dem Nibelungen-Express inkl. Erläuterungen durch einen Gästebegleiter, das Mittagessen im Restaurant „Neumaier“ und eine Führung durch den Archäologischen Park mit den Resten der alten Römerstadt. Die Kosten betragen 75,- Euro (Busfahrt, Mittagessen, Stadtrundfahrt, Führung durch den Archäologischen Park). Abfahrt ist um 8:30 Uhr ab Bhf Iserlohn, Rückkehr bis ca. 20.00 Uhr.weiterlesen
Meldung vom 03.06.2024
Migrationsfachdienste benötigen Planungssicherheit - Der AWO Bundesverband erinnert an einen historischen Meilenstein weiterlesen
Meldung vom 28.05.2024
Der bekannte Sänger und Liedermacher Björn Nonnweiler ist am So., 9. Juni um 15:30 Uhr zu Gast im Café Schnöggel, Am Zeughaus 14, Iserlohn. Der Eintritt ist frei. weiterlesen
Meldung vom 27.05.2024
Anfang des Jahres gingen bundesweit hunderttausende Menschen für die Demokratie und gegen den erstarkenden Rechtsextremismus auf die Straße. Zu diesem Zeitpunkt waren Pläne der AfD enthüllt worden, massenhaft Menschen aus Deutschland zu deportieren. Auch in Hagen haben wir am 25. Januar mit über 5.000 Menschen ein Zeichen für Freiheit und Vielfalt gesetzt. Die bevorstehende Europawahl am 9. Juni bietet uns die Chance, ein starkes, vereintes und friedliches Europa zu unterstützen. weiterlesen
Meldung vom 24.05.2024
AWO-Einrichtungen zeigen Solidarität für Geflüchtete weltweit weiterlesen
Meldung vom 17.05.2024
Für alle, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben und sich gerne mit anderen Betroffenen dazu austauschen möchten. Mögliche Themen: - Eigene Gefühle und Gedanken zum Thema - Erfahrungen mit Kinderwunschbehandlungen - Umgang mit dem Thema im Freundes-, Familien- oder Bekanntenkreis - Auswirkungen auf die Paarbeziehung - Perspektiven für die Zukunft …und alles andere, über das die Gruppe sprechen möchte. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat dienstags ab 18:30 Uhr.weiterlesen
Meldung vom 13.05.2024
Die Finanzsituation der OGS-Träger in NRW ist mit Blick auf das kommende Schuljahr so schlecht wie nie zuvor. Denn trotz der zuletzt ausgehandelten außerordentlich hohen Tarifsteigerungen (ver.di ermittelte eine Tarifsteigerung um durchschnittlich 11,5 %) hat die Landesregierung NRW alle Bitten um eine entsprechende Anpassung der Landesförderung für Offene Ganztagsschulen ignoriert und an der seit Jahren üblichen Erhöhung um 3 % im Haushaltsjahr 2024 festgehalten.weiterlesen
Meldung vom 06.05.2024
In den aktuell vorliegenden Berichten der sozialen Schuldnerberatungen im Märkischen Kreis von AWO und Caritasverband werden unter anderem die Kundenstruktur, Einkommensverhältnisse und häufige Überschuldungsursachen interpretiert. Die beiden Sozialverbände haben im Jahr 2023 über 900 Intensiv- und Langzeitberatungen für verschuldete Menschen im Märkischen Kreis organisiert, dazu kommen Kurzberatungen und Kriseninterventionen. Die durchschnittliche Schuldenhöhe beläuft sich auf ca. 44.000 Euro pro Fall bei der Caritas.weiterlesen
Meldung vom 02.05.2024
Speed-Dating beim Job-Turbo: Gemeinsame Aktion von AWO und Jobcenter in der Kita Lennetal – Werbung um Quereinsteiger*innen im Berufsfeld Kindertagesbetreuung Mit dem Programm „Job-Turbo“ fördert die Bundesregierung die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt. Bei der „Turbo-Woche“ vom 22. bis zum 27. gab es über 500 Messen, Börsen, Speeddatings und andere Veranstaltungen – mit dem Ziel, dass sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und die jobsuchenden geflüchteten Menschen gegenseitig besser kennenlernen. Mit dabei war der AWO- Unterbezirk Hagen – Märkischer Kreisweiterlesen