Auf einer Klausurtagung Ende Januar hat der Vorstand des AWO-Unterbezirks Hagen-Märkischer Kreis beschlossen, das Therapiebad im Helmut-Turck-Seniorenzentrum (HTZ) in Hagen-Helfe spätestens Ende März stillzulegen. Gründe für das Ende der Nutzung des Warmwasserschwimmbeckens sind nicht nur die gestiegenen Energiekosten, sondern auch nicht finanzierbarer Investitionsstau. Wolfgang Jörg, Vorsitzender der AWO, bedauert diese Entscheidung, erklärt jedoch, dass sie „unvermeidlich“ ist.
Der Betrieb des auf über 30 Grad Wassertemperatur geheizten Therapiebeckens ist seit Jahren defizitär. Ursprünglich war das Bad in den 1970er-Jahren als Teil einer integralen Nachsorge gedacht, um älteren Menschen nach einer OP die Rückkehr in ihr häusliches Umfeld zu ermöglichen. Seinerzeit war diese ein weitsichtiger Ansatz, der heute dem Angebot der Kurzzeitpflege entspricht. Heutige Bewohnerinnen und Bewohner können dieses Becken aufgrund ihrer Multimorbidität allerdings nicht mehr nutzen, wie Ulrich Goldmann, Leiter der Einrichtung erklärt - „und wenn, dann wäre ein so hoher Personaleinsatz erforderlich, dass er sich gegenüber den Pflegekassen nicht abbilden ließe“.
„Wir haben geprüft, das Bad an Dritte vermieten zu können“ schildert AWO-Geschäftsführerin Birgit Buchholz die Bemühungen des Verbandes um ein tragfähiges Finanzierungs- und Organisationsmodell. Man trenne sich nicht leichtfertig von der Bäderabteilung – schon bei einer Immobilien-Bewertung vor sechs Jahren habe man trotz einer negativen wirtschaftlichen Prognose an dem Angebot festgehalten. „Es ist ja für einen gemeinnützigen Träger schwierig, als Betreiber eines Bades mit externen Nutzern aufzutreten – zumal im laufenden Betrieb einer Pflegeeinrichtung mit unmittelbaren Bewohnerkontakten“ beschreibt HTZ-Leiter Ulrich Goldmann die Rahmenbedingungen. „Pflegeheime werden zukünftig noch genauer kalkulieren müssen, um eine Einrichtung wirtschaftlich stabil zu halten – und das gerade in Zeiten, in denen mehr Geld ausgegeben werden müsste, um attraktive Arbeitsplätze in der Pflege zu schaffen.“ Ulrich Goldmann erläutert, dass die AWO als Träger zukünftig die gesamten Ressourcen auf die Kernbereich der Einrichtung, die Versorgung und Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner konzentrieren müsse.
Die in die Jahre gekommene Technik und hohe Auflagen an Hygiene, Infektionsschutz, Belüftung und Sicherheit des Bades würden Investitionen nach sich ziehen, die sich zum finanziellen Risiko für das gesamte Helmut-Turck-Zentrum ausgewachsen hätten. Öffentliche Zuschüsse zur Aufrechterhaltung des Badebetriebs im Stadtteil Helfe seien für die AWO nicht zu erzielen gewesen. Mit Blick auf die fehlende Gegenfinanzierung des Bades aus Mitteln der Kranken- und Pflegekassen beschreibt Wolfgang Jörg die Entscheidung als „bedauerlich, aber unumgänglich“. An die Stelle des Beckens, das aus Sicherheitsgründen zeitnah verfüllt werden muss, sollen Flächen für Sport- und Bewegungsangebote treten, um das im HTZ angesiedelte Physiotherapie-Angebot aufrecht zu erhalten. „Hier kommen Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils ins Haus, um mit einer ärztlichen Verordnung Anwendungen zu erhalten. Dies ist ein einzigartiges Qualitätsmerkmal, das uns von anderen Einrichtungen wesentlich unterscheidet“ so Einrichtungsleiter Ulrich Goldmann.
AWO-Vorstand für Bäderschließung im Helmut-Turck-Zentrum
13.02.2023
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