Alter AWO-Zivi kehrt als Autor nach Hagen zurück

30.09.2019

Zugegeben, an den Zivildienstleistenden Kai Schlasse können sich die wenigstens MitarbeiterInnen bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Unterbezirk Hagen-Märkischer Kreis erinnern. Noch zu Zeiten des früheren Geschäftsführers Karl-Heinz Nolzen fuhr der junge Schlasse Kindergärtnerinnen (die damals wirklich noch so genannt wurden) zu ihren Arbeitsstellen und verteilte anschließend das Mittagessen aus der Großküche in die Einrichtungen.

Bei der Wiederkehr in die heimischen AWO-Gefilden vernimmt man bei den Erzählungen ein munteres Lächeln neben der ewig glühenden Zigarette im Mundwinkel des Herren, dessen Rückkehr nach Hagen für einige Furore sorgt.

Der Name Schlasse ist längst Vergangenheit und im Emster AWO-Kulturhof ist, nach einem musikalisch-literarischem Gastspiel vor einigen Jahren, die Hagener Legende Kai Havaii zum zweiten Mal zu Gast.

Nach dem Zivildienst und der Tätigkeit als Grafiker wurde Kai Havaii nicht nur in seiner Heimatstadt Hagen als Sänger der Kultkombo EXTRABREIT legendär. In den vergangenen vier Jahren wagte sich der Sänger und Texter an einen eigenen Lebenstraum – auf den Spuren von John Le Carré und Don Winslow einen eigenen Thriller zu schreiben. Eine rasante Achterbahnfahrt in der Literatur, die sich auf fulminante 572 Seiten erstreckt.

Die fiktive Geschichte spielt zumindest teilweise an Orten, die dem Frontmann von Extrabreit lieb geworden sind. Das Alte Land, als Wohnort seines Protagonisten Carl Overbeck, liegt vor der Haustür seiner Wahlheimat Hamburg und diverse Orte in Italien sind ihm durch etliche Besuche sehr vertraut. Andere Regionen, wie googlestreetview-verfolgte Straßenzüge in Mexico oder Cleveland/USA, seines Romans RUBICON erarbeitete sich Havaii in einer sehr intensiven Recherchearbeit, ebenso wie die Tätigkeit der Bundeswehr in Afghanistan oder die Strukturen der Mafia in und außerhalb von Italien. Für die deutsche Beteiligung an dem Krieg in Afghanistan sprach er beispielsweise mit heimgekehrten Bundeswehrsoldaten. Deren Ängste, Gefühle, Sehnsüchte nimmt Havaii mit in sein Buch auf und gibt sich dabei selber auch eine Antwort auf das eigene Familienleben: über die Kriegsbeteiligung des Vaters und Großvaters, in den zwei Weltkriegen, wurde immer zuhause geschwiegen. Die Elitesoldaten gaben dem früheren Zivildienstleistenden einen Einblick in den Krampf um den Kampf. Schonungslos nimmt der schreibende Thriller-Neuling seine Leser mit auf die schockierende Reise über den Fluss ohne Rückkehr. Die Gräuel aus Afghanistan im Kopf und die Unbarmherzigkeit der N´drangheta im Blick.

Das Buch ist genial, spannend und nichts für Bergdoktorheftchenleser.

Die Lesung im Hagener Kulturhof gewinnt natürlich durch die prägnante Stimme von Kai Havaii. Die Extrabreit-Fans im Publikum wissen das seit Jahren zu schätzen. Charmant und leicht koddrig klingt die Lesung dringend nach einem Hörbuch. Havaii verspricht, dass dieses Hörerlebnis gerade in Arbeit ist – aber auch das Einlesen von fast 580 Seiten bedarf noch etwas Zeit.

Buch-Hörbuch-Film? Beim Schreiben, so viel lässt sich der textende Sympath entlocken, hat er bereits die Geschichte als Film im Kopf. Eine Verfilmung ist allerdings bisher nicht angedacht. Die Hauptfigur Carl Overbeck ist in dem Buch „circa Mitte 30“ – das Publikum nimmt lächelnd zur Kenntnis, dass Til Schweiger daher für eine etwaige Hauptrolle nicht infrage kommen würde.

Die partnerschaftlich verbundene Buchhandlung Thalia verkauft etliche Exemplare von RUBICON an diesem Abend, die Kai Havaii gerne signiert. Eine Lesung, die vergessen lässt, dass hier der Sänger mit Musikhistorie sitzt – allerdings kommt die Veranstaltung doch nicht ganz ohne Musik aus. Als Havaii von der italienischen Hochzeit vorliest, intoniert er auch die traditionelle Tarantella und erntet Szenenapplaus. Im Hagener Publikum sitzen an diesem Abend auch seine extrabreiten Weggefährten Stefan Klein und Rolf Möller (später stößt noch der andere „Hagener in Hamburg“, Eddie Kante, dazu) – zur Planung eines Spätwerks von EXTRABREIT halten sich die heimatlichen Musikhelden, die von Wehringhausen die Republik erobert haben, etwas zurück. Getextet wird aber von Kai Havaii weiterhin – für die Musik und für einen weiteren Thriller.

Bevor Kai Havaii mit einem weiteren Buch zur Lesung in die Emster Begegnungsstätte seines Zivi-Arbeitgebers zurückkehren wird, ist jetzt allerdings erst einmal Zeit für eine ausführliche Leseeinheit:

RUBICON
Kai Havaii
572 Seiten
Rütten & Loening; Auflage: 1. (13. September 2019)
Deutsch
ISBN: 978-3352009389

Weitere Nachrichten

Meldung vom 04.06.2024
Zum Grillbuffet am Freitag, den 7.6. ab 18 Uhr lädt das Cafe-Restaurant Schnöggel in den Gastgarten. Zu diesem Essen mit ausgesuchten Leckereien ist eine Anmeldung erforderlich (Tel.: 02371 - 3510990). Bei schlechterem Wetter können natürlich die Sitzplätze im Haus genutzt werden. weiterlesen
Meldung vom 04.06.2024
AWO Ortsverein-Iserlohn lädt ein zu einer Tagesfahrt nach Xanten am Mittwoch, 28.08.2024. Auf dem Programm steht eine Stadtrundfahrt mit dem Nibelungen-Express inkl. Erläuterungen durch einen Gästebegleiter, das Mittagessen im Restaurant „Neumaier“ und eine Führung durch den Archäologischen Park mit den Resten der alten Römerstadt. Die Kosten betragen 75,- Euro (Busfahrt, Mittagessen, Stadtrundfahrt, Führung durch den Archäologischen Park). Abfahrt ist um 8:30 Uhr ab Bhf Iserlohn, Rückkehr bis ca. 20.00 Uhr.weiterlesen
Meldung vom 03.06.2024
Migrationsfachdienste benötigen Planungssicherheit - Der AWO Bundesverband erinnert an einen historischen Meilenstein weiterlesen
Meldung vom 28.05.2024
Der bekannte Sänger und Liedermacher Björn Nonnweiler ist am So., 9. Juni um 15:30 Uhr zu Gast im Café Schnöggel, Am Zeughaus 14, Iserlohn. Der Eintritt ist frei. weiterlesen
Meldung vom 27.05.2024
Anfang des Jahres gingen bundesweit hunderttausende Menschen für die Demokratie und gegen den erstarkenden Rechtsextremismus auf die Straße. Zu diesem Zeitpunkt waren Pläne der AfD enthüllt worden, massenhaft Menschen aus Deutschland zu deportieren. Auch in Hagen haben wir am 25. Januar mit über 5.000 Menschen ein Zeichen für Freiheit und Vielfalt gesetzt. Die bevorstehende Europawahl am 9. Juni bietet uns die Chance, ein starkes, vereintes und friedliches Europa zu unterstützen. weiterlesen
Meldung vom 24.05.2024
AWO-Einrichtungen zeigen Solidarität für Geflüchtete weltweit weiterlesen
Meldung vom 17.05.2024
Für alle, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben und sich gerne mit anderen Betroffenen dazu austauschen möchten. Mögliche Themen: - Eigene Gefühle und Gedanken zum Thema - Erfahrungen mit Kinderwunschbehandlungen - Umgang mit dem Thema im Freundes-, Familien- oder Bekanntenkreis - Auswirkungen auf die Paarbeziehung - Perspektiven für die Zukunft …und alles andere, über das die Gruppe sprechen möchte. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat dienstags ab 18:30 Uhr.weiterlesen
Meldung vom 13.05.2024
Die Finanzsituation der OGS-Träger in NRW ist mit Blick auf das kommende Schuljahr so schlecht wie nie zuvor. Denn trotz der zuletzt ausgehandelten außerordentlich hohen Tarifsteigerungen (ver.di ermittelte eine Tarifsteigerung um durchschnittlich 11,5 %) hat die Landesregierung NRW alle Bitten um eine entsprechende Anpassung der Landesförderung für Offene Ganztagsschulen ignoriert und an der seit Jahren üblichen Erhöhung um 3 % im Haushaltsjahr 2024 festgehalten.weiterlesen
Meldung vom 06.05.2024
In den aktuell vorliegenden Berichten der sozialen Schuldnerberatungen im Märkischen Kreis von AWO und Caritasverband werden unter anderem die Kundenstruktur, Einkommensverhältnisse und häufige Überschuldungsursachen interpretiert. Die beiden Sozialverbände haben im Jahr 2023 über 900 Intensiv- und Langzeitberatungen für verschuldete Menschen im Märkischen Kreis organisiert, dazu kommen Kurzberatungen und Kriseninterventionen. Die durchschnittliche Schuldenhöhe beläuft sich auf ca. 44.000 Euro pro Fall bei der Caritas.weiterlesen
Meldung vom 02.05.2024
Speed-Dating beim Job-Turbo: Gemeinsame Aktion von AWO und Jobcenter in der Kita Lennetal – Werbung um Quereinsteiger*innen im Berufsfeld Kindertagesbetreuung Mit dem Programm „Job-Turbo“ fördert die Bundesregierung die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt. Bei der „Turbo-Woche“ vom 22. bis zum 27. gab es über 500 Messen, Börsen, Speeddatings und andere Veranstaltungen – mit dem Ziel, dass sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und die jobsuchenden geflüchteten Menschen gegenseitig besser kennenlernen. Mit dabei war der AWO- Unterbezirk Hagen – Märkischer Kreisweiterlesen