„Warum ich Nazi wurde“ - Sven Söhnchen startet regionale Lesereihe im Kulturhof Emst

19.09.2018

Vor wenigen Wochen erschien im Berlin Story Verlag ein Buch mit den Biografien früherer Nationalsozialisten. Über 600 Menschen folgten 1934 einem Preisausschreiben des amerikanischen Professoren Theodore Abel und fixierten schriftlich ihre Gründe, welche sie damals veranlasst hatten, sich den Nazis anzuschließen.

Der Journalist Wieland Giebel hat die Schreiben aufbereitet und zu einer Zeit veröffentlicht, in der weltweit erneut zunehmend der Wunsch nach einer starken Führung, einem Führer, zu verzeichnen ist. Die Vorstellungen der Menschen in der damaligen Zeit, zeigen Verbindungen zur heutigen Zeit auf.

Der Berliner Giebel hat als Herausgeber des Buches sein Einverständnis für Lesungen in der heimischen Region durch den Hagener Ratsherrn Sven Söhnchen gegeben. Dieser präsentiert nunmehr Auszüge aus der 900 Seiten umfassenden Briefsammlung in mehreren Lesungen in Hagen und Umgebung.

„Es gibt Zeiten, in denen findet man nicht die richtigen Worte. Seit fast 25 Jahren bin ich in der (Hagener Kommunal-) Politik aktiv und die Entwicklungen in der Gesellschaft (nicht nur in Deutschland) machen auch mich zunehmend sprachlos. Dennoch möchte ich mir nie den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass ich geschwiegen und Zeitzeichen nicht richtig bewertet hätte.“, so der heimische SPD-Politiker.

Als passionierter Vorleser hat Söhnchen bereits einige Lesungen durchgeführt (u.a. zu Deniz Yücels Buch „Wir sind ja nicht zum Spass hier“, aber auch unterhaltsame Kostproben aus Ruhrgebietsgeschichten oder typischen Italo-Krimis).

Söhnchen möchte an möglichst vielen Stellen im Stadtgebiet und nahen Umland das Werk präsentieren. Die anstehenden Lesungen sind ein Anfang einer Lesereihe. Gerne können mit dem Hagener Kultur-und Weiterbildungsausschussvorsitzenden weitere Termine vereinbart werden – in Gesprächskreisen, bei Parteien, Sozialverbänden, Gemeinden, Hausfrauenkreisen, an Schulen – oder an weiteren demokratischen Orten.

Den Auftakt zur Lesereihe „Warum ich Nazi wurde“ macht Sven Söhnchen am Sonntag, 30.September 2018 um 17:00 im Emster AWO-Kulturhof. Begleitet wird er musikalisch hierbei von der jungen Celina Arena, die mit ihrer Querflöte nicht nur im Märkischen Jugendsinfonieorchester fasziniert und dem Klavierspieler Sokhu Jung. Arena und Jung vertreten bei der Lesung den Verein des Kammermusikfestival Hagen. Seit einigen Jahren bildet der Verein mit der Emster Arbeiterwohlfahrt (AWO) eine erfolgreiche Kooperation, die sich auch in derartigen Veranstaltungen wiederfindet.

Der Eintritt ist an diesem Nachmittag frei – um eine Spende für die Musiker wird gebeten.

 

INFORMATIONEN ZUM BUCH:

Die wichtigsten Quellen über die Faszination der Hitler-Bewegung sind 1938 in den USA erschienen, aber bis heute nicht in Deutschland. Theodore Abel (*1896), amerikanischer Soziologe polnischer Herkunft, schreibt 1934 in Abstimmung mit dem NS-Propagandaministerium von Joseph Goebbels ein Preisausschreiben aus, bei dem es 18 Preise zu gewinnen gibt. „Der Zweck des Wettbewerbs ist die Sammlung von Material über die Geschichte des Nationalsozialismus, sodass das amerikanische Publikum sich aus realen, persönlichen Geschichten darüber informieren kann.“
Familiäre Herkunft und der Bildungsweg sollen ebenso geschildert werden wie der Weg zum Nationalsozialismus. Es kommt nicht auf literarische Qualität an, aber es gibt einen klaren Ausschlussgrund: wer lügt, der fliegt. Die Berichte müssen ehrlich und vertrauenswürdig sein.
Es kommen 683 zusammen.

In diesem Buch geht es um die große Menge kleiner Nazis. Die Sammlung von Berichten des amerikanischen Professors polnischer Abstammung, Theodore Fred Abel, ist einmalig, sie ist die wertvollste Primärquelle zur Frage, warum Menschen zu Nazis wurden, was zu ihrer Radikalisierung beitrug. Von den im Sommer 1934 geschriebenen ursprünglich 683 Berichten sind 581 erhalten. Es gibt keine vergleichbaren Quellen, die auch nur annähernd an die Fülle des Materials von 3.700 Seiten, den Reichtum an Details, die Freimütigkeit der Darstellung und die Intensität der Lebensbeschreibungen heran kommt. In diesen unmittelbaren Schilderungen findet sich ungefiltertes Gedankengut, nicht durch Scham späterer Erkenntnisse getrübt, durch Holocaust, Krieg und Untergang. Abel wollte wissen, wer diese Menschen sind, wie die Hitler-Bewegung in ihr Bewusstsein trat. Diese Biogramme beantworten erstmals in die Tiefe gehend Beweggründe und Haltung der Nazis.

Dieses Buch versammelt eine alle Bevölkerungsschichten umfassende Auswahl der aussagekräftigsten Be­richte. Wiederkehrende Motive der Biogramme sind angeschlagener Natio­nal­stolz; die Angst vor sozialem Abstieg; die Sorge, nicht vorwärts kommen zu können; Hass auf Kommunisten und Wut auf das Großkapital.
Dagegen steht der Glaube an die Volksgemeinschaft und die Hoffnung auf den Führer, den Erlöser. Antisemitismus kommt überraschend wenig vor.

Diese einzigartige Sammlung von unschätzbarem Erkenntniswert ist Grundlage der Dokumenta­tion „Hitler – wie konnte es geschehen“ im Berlin Story Bunker.

Herausgeber: Wieland Giebel
ISBN: 978-3-95723-129-1
Verfügbarkeit: erschienen im September 2018
Umfang: 930 Seiten, Großformat 17 x 24 cm
Preis: 49,95€

 

BISHERIGE LESETERMINE / PLANUNG

30.09.2018 17:00 h AWO-Kulturhof HA-Emst (musikal. Begleitung: Celina Arena & Sukho Jung - Kammermusikfestival Hagen e.V.)

10.10.2018 19:30 h SPD & AWO Vorhalle (musikal. Begleitung: Björn Nonnweiler)

23.10.2018 19:30 h Stadtbücherei Hagen (in Kooperation mit Stadtarchiv Hagen, Dr. Ralf Blank / musikal. Begleitung: Musikschule Hagen)

16.11.2018 19:30 h Gesamtschule Hagen-Eilpe

Weitere Nachrichten

Meldung vom 25.06.2024
In der AWO-Begegnungsstätte am Hüttenplatz 44 in Hagen-Haspe gibt es ab sofort wieder jeden Mittwoch einen leckeren Mittagstisch. Um telefonische Voranmeldung wird gebeten: 02331/41477 weiterlesen
Meldung vom 24.06.2024
Zu einem sozialpolitischen Sommerabend lud die Hagener Arbeitsgemeinschaft der Sozialverbände, bestehend aus AWO, Caritasverband, Diakonie, DRK und Paritätischem, am 7. Juni ein: Über 50 Teilnehmer*innen aus Verbänden, Verwaltung und Politik – darunter OB Erik O. Schulz und die Bezirksbürgermeister Michael Dahme und Ralf Quardt – folgten der Einladung ins Wichernhaus in der Martin-Luther-Straße. weiterlesen
Meldung vom 22.06.2024
Als Jüdin und Sozialdemokratin gehört Jeanette Wolff, eine der Gründerinnen der Arbeiterwohlfahrt,  zu den „doppelt Verfolgten“ im Nationalsozialismus. Nach mehrjähriger Haft- und KZ-Erfahrung überleben sie und ihre Tochter Edith als einzige ihrer Familie den Holocaust. Schon in der Weimarer Zeit kämpft Wolff für soziale Wohlfahrt und Arbeitsschutz.weiterlesen
Meldung vom 20.06.2024
„100 Boote – 100 Millionen Menschen“ heißt eine kollektive Kunstaktion für geflüchtete Menschen, die die AWO Sachsen-Anhalt vor einem Jahr deutschlandweit auf den Weg gebracht hat und die am 20. Juni ihren Höhepunkt erlebt. Mehr als 100 über fünf Meter lange Papierschiffe mit individuellen „Bootschaften“ werden am heutigen Weltflüchtlingstag am Lustgarten in Berlin-Mitte aufgebaut – als Zeichen der Solidarität für Millionen Menschen auf der Flucht weltweit. Dabei ist auch ein Boot der AWO-Integrationsagentur in Iserlohn.weiterlesen
Meldung vom 14.06.2024
In Zusammenarbeit mit AWO und Evangelischer Familienbildung bietet die Sozialpädagogin Beatrix Bauschulte ein Kunstprojekt für Frauen „auf dem spannenden Weg zu sich selbst“ an: Sie lädt Frauen ein, gemeinsam in einer Gruppe unbekannte Seiten an sich selbst zu entdecken. Als Mittel auf diesem Weg setzt sie Farbe und Stift ebenso ein wie freie und angeleitete Meditation sowie andere heilende Mittel.weiterlesen
Meldung vom 12.06.2024
Am Samstag (22.Juni) findet für Jung und Alt der Tag der Offenen Tür in unserem Ortsverein Iserlohn statt. Von 11 bis 16 Uhr gibt es ein buntes Programm von Imbiss und Waffeln über interessante Aktionen bis hin zu Kinderschminken und Ballonkunst! Der Clou des Tages ist der Zauberer Jan Hendrix (ab 13 Uhr). AWO Begegnungsstätte Nußstraße 1-3 58636 Iserlohn weiterlesen
Meldung vom 12.06.2024
Beim Tag der Offenen Tür in unserem Ortsverein Iserlohn darf ein bisschen Magie nicht fehlen: Jan Hendrix verzaubert Jung und Alt. Für Würstchen, Waffeln, Getränke und einem buntenen Programm ist ebenfalls gesorgt. Es werden z.B. Kinderschminken, Ballonkunst, aber auch Gymnastik und Computerkurse angeboten! Am Samstag (22.Juni) in der AWO Begegnungsstätte Nußstraße 1-3, 58636 Iserlohn weiterlesen
Meldung vom 12.06.2024
Für alle, die einen unerfüllten Kinderwunsch haben und sich gerne mit anderen Betroffenen dazu austauschen möchten. Mögliche Themen: - Eigene Gefühle und Gedanken zum Thema - Erfahrungen mit Kinderwunschbehandlungen - Umgang mit dem Thema im Freundes-, Familien- oder Bekanntenkreis - Auswirkungen auf die Paarbeziehung - Perspektiven für die Zukunft …und alles andere, über das die Gruppe sprechen möchte. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat dienstags ab 18:30 Uhr. Der nächste Termin findet am 09.07.24 um 18:30 Uhr statt.weiterlesen
Meldung vom 11.06.2024
Aus Anlass der aktuellen "Aktionswoche Alkohol" erklärt Kathrin Sonnenholzner, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt:weiterlesen
Meldung vom 04.06.2024
Wir zeigen im Gastgarten und im OG auf großen Fernsehern : Alle Spiele Deutschland Alle Spiele Italien (Ausnahme: 15. Juni wg. einer geschlossenen Gesellschaft) Alle Spiele im Halbfinale Finale Im Gastgarten Selbstbedienung Grillwurst und vegetarisches Grillgut EM – Teller mit kleinen Snacks weiterlesen