Burkhard Blienert ist seit Januar 2022 neuer Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen der Bundesregierung und er hat eine Mammutaufgabe vor sich: Die Legalisierung von Cannabis. Die Ampel-Regierung in Berlin hatte sich im Koalitionsvertrag auf diesen großen Schritt in der Drogenpolitik verständigt. „Wir brauchen eine neue Sicht auf die Drogen- und Suchtpolitik in Deutschland, eine Entstigmatisierung von Drogenkonsumentinnen und -konsumenten und eine ideologiefreie Diskussion über die besten Wege einer guten Drogenpolitik“, so Blienert in einem Fachgespräch bei der Hagener AWO mit Akteuren der Drogen- und Suchthilfe und Politikern aus der Region. Dabei geht es insbesondere um den Ausbau des Gesundheitsschutzes sowie die Stärkung des Kinder- und Jugendschutzes.
Darüber hinaus müsse die Diskussion auch den Umgang und das Verhältnis zu anderen Drogen wie zum Beispiel Alkohol oder Nikotin neu beantworten. „Drogen sind gesundheitsgefährdend! Der Zugang für Kinder und Jugendliche muss tabu sein“, erklärte der Sucht- und Drogenbeauftragte. Dass beispielsweise Alkohol an Kinder ab 14 Jahren in Begleitung von Erziehungsberechtigten ausgeschenkt werden darf, gehöre zu den Absurditäten des gesellschaftlichen Umgangs mit Drogen. „Eine neue Sicht auf unsere Drogenpolitik hat das Ziel, die Bevölkerung, vor allen Dingen Kinder und Jugendliche, im Umgang mit Drogen zu festigen und über die Folgen besser zu informieren. Die Präventionsangebote sollen daher auch deutlich ausgebaut werden“ führte Blienert aus.
Weiteres Thema der rund 16-köpfigen Expertenrunde war die Versorgung von schwer Drogenabhängigen mit Methadon und Diamorphin. Markus Stremmel-Thoran, Leiter der AWO-Therapieeinrichtungen in Hagen, erläuterte: „Wir brauchen eine gute Therapie- und Substitutionsstrategie, die die Drogensüchtigen und deren Gesundheit in den Mittelpunkt stellt. Wir wollen den Betroffenen helfen, sich wieder in unserer Gesellschaft zurecht zu finden“. Die Bundesregierung forderte er auf, gerade bei der Diamorphinvergabe noch mal genau hinzuschauen, ob diese Ziele auch erreicht werden können.
Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass nur mit dem Ausbau der Drogenberatung und besserer Ausstattung der Präventionsangebote eine Wende in der Drogenpolitik zu schaffen sei, wie sie andere europäische Länder schon vormachen. Der fachliche Austausch zwischen Experten und Politik sei wichtig, fasste Wolfgang Jörg, Abgeordneter und AWO-Vorsitzender zusammen und erwähnte beispielhaft die immer aggressiver werdenden Strategien, bereits Kinder an Glücksspiele im Internet zu gewöhnen und sie in Abhängigkeiten zu ziehen. Gemeinsam mit seiner MdL-Kollegin Ina Blumenthal kündigte er an, dazu eine Kleine Anfrage im Landtag zu stellen. „Wir müssen wissen, mit welchen Methoden und Strategien kriminelle Anbieter unsere Kinder im Internet belagern. Viele Eltern wissen nicht, wo und wie sich ihre Kinder im Internet bewegen“ erklärte Ina Blumenthal.
Foto: Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung, mit AWO-Unterbezirksgeschäftsführerin Birgit Buchholz (2. v. re.), Wolfgang Jörg, MdL, AWO-Vorsitzender für Hagen und MK (re.) und SPD-Abgeordnete Timo Schisanowski, MdB und Ina Blumenthal, MdL