Heilpädagogische Kitas fallen 2027 weg- Überleitung der Plätze in Kitas geplant

06.02.2023

Unter dem Titel „Jedes Kind in jede Kita“ lud am Freitag (03.02.) der Elternbeirat der AWO Kita Wundertüte alle Elternbeiräte der sechs Kombinierten Kitas in MK und die Familien nach Halver ein, deren Kinder auf Grund einer Behinderung die Heilpädagogischen Kitas der AWO besuchen. Unterstützt wurden sie vom Bürgermeister der Stadt Halver, Michael Brosch, der zu Beginn auch den Bürgermeister von Altena Uwe Kober und anwesende Jugendamtsleiter und Politiker begrüßte.
Hintergrund des Treffens war die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG), das für heilpädagogische Einrichtungen besondere Herausforderungen darstellt. Denn mit Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention sind Menschen mit Behinderung innerhalb des allgemeinen Bildungssystems zu unterstützen und sollen nicht in exklusiven Einrichtungen betreut werden. Dieser Bildungsanspruch soll künftig auch für Kinder mit besonders hohem Teilhabebedarf erfüllt werden, die bislang in heilpädagogischen Gruppen und Einrichtungen mit besonders kleinen Gruppen und erhöhtem Personalschlüssel betreut werden.
Da dieses Thema ca. 120 Familien im ganzen Märkischen Kreis betrifft, ließen sich die Eltern etwas Besonderes einfallen. Über eine Videoverbindung wurden die Eltern aus Menden, Iserlohn und Hemer aus der Kita Kinderburg Iserlohn zugeschaltet. Über 70 beteiligte Eltern und Interessierte wünschten sich einen Informationsaustausch. Sonja Vollmar aus dem Elternbeirat brachte es schnell auf den Punkt: „2027 sollen die Heilpädagogischen Kitas aufgelöst und jedes Kind mit Behinderung in jeder Kita vor Ort betreut werden. Wir begrüßen ausdrücklich die Umsetzung der UN-Rechte, aber ich glaube, die Kitas und Eltern vor Ort wissen davon nichts.“
Tina Reers, Fachberatung der sechs Kombinierten AWO Kitas, erläuterte dass die Überleitung in die neue Systematik gut funktionieren müsse, um Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam zu betreuen und zu fördern, unabhängig von dem jeweiligen Förderbedarf. „Die Kinder dürfen nicht einfach mitlaufen, sondern haben ein Recht auf heilpädagogische Förderung grundsätzlich in allen Regelangeboten“. Reers erinnerte beispielhaft an gehörlose Kinder, die sich in Gebärdensprache unterhalten. Sie machte deutlich, dass eine große Kraftanstrengung bevorstehe, der man sich aber auch gerne stelle. Neben den Umbauten und Personalqualifizierungen treibe allerdings die Pädagoginnen in den Kitas auch die Sorge um, wie die Kinder mit höherem Förderbedarf in einer großen Kindergruppe von 20-25 Kindern bestehen. Eine Mutter aus Lüdenscheid machte ihre Bedenken sehr deutlich: „Mein Kind ist schwerbehindert und ich habe fast ein Jahr mit der Krankenkasse dafür gekämpft, dass eine Pflegekraft meinen Sohn in der Kita begleiten kann, bis dahin hat die AWO-Kita dies allein gemeistert. Das wäre in anderen Kitas nicht möglich gewesen und als Alleinerziehende hätte ich nicht arbeiten können. Auch jetzt kämpfe ich wieder mit der Kasse um einen Spezialkinderwagen, den ich in der Kita lassen könnte. So wird der jeden Tag transportiert und 2027 fällt der Transport auch weg.“
Extra angereist aus Dortmund war Bernd Kochanek, Vertreter des Elternverbandes „Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen NRW“. Er berichtete von den stockenden Verhandlungen mit dem Landschaftsverband, die er sehr bedaure, da die Fortschreitung der Inklusion ins Stocken gerät. Er geht von einer Reduzierung der Gruppengröße um ca. 2 Plätze aus. Bernd Kochanek machte deutlich: „Ich habe das Gefühl, dass Eltern nicht ausreichend informiert werden.“ Die Wortbeiträge will er in den Gesprächen mit dem LWL mitnehmen.
Nadine Rübel, Vertreterin des Bezirksverbandes der AWO erläutert, dass es in der zurzeit laufenden Verhandlung der Leistung der Eingliederungshilfe um eine Umstrukturierung der heilpädagogischen Plätze bis 2026 - mit Verlängerungsoption um 2 Jahre - und nicht um einen Wegfall der Plätze gehen soll. Sie erklärte, dass diese Leistung auf die Finanzierung des KiBiz aufgesattelt werden soll, ähnlich wie in der sogenannten Basisleistung I. Dies verwunderte Landtagsabgeordneten Frank Müller: „Bislang haben sich weder Familien- noch Sozialministerium zur diesbezüglichen Ausgestaltung geäußert, geschweige denn konkrete Vorschläge gemacht.“
Große Sorge machten sich die Eltern auch über die therapeutische Begleitung, die dann über die Krankenkasse finanziert wird. Ein Vater aus Werdohl berichtete, dass er seit 6 Monaten auf einen Platz in der Ergotherapie warte. Tina Reers erläuterte das Dilemma der Praxen: „Auch die Praxen spüren den Fachkraftmangel und es lohnt sich einfach nicht, für ein oder zwei Kinder in die Kitas rauszufahren, die dann auch die Räume haben müssen. Hier droht uns eine Bruchstelle!“ Landtagsabgeordneter Gordan Dudas (SPD) nahm dieses Thema auf: „Wir dürfen die Eltern nicht allein lassen. Dafür müssen wir uns einsetzen.“ Dies unterstützte Frank Müller ausdrücklich. „Bitte sprechen Sie uns an, damit wir helfen können.“, war sein Apell.
Monika Schwanz, Inklusionsbeauftragte der Stadt Lüdenscheid, brachte die Aussichten auf den Punkt: „Diesen Kampf um gute Betreuung behinderter Kinder führen wir doch nun schon seit Jahrenzente und es darf nicht zu einer Verschlechterung kommen.“ Nicole Neises-Weiler, Bereichsleitung der AWO schloss die Debatte ab: „In Zeiten des Kitaplatzmangels darf es uns nicht passieren, dass Eltern bei der Anmeldung den Förderbedarf verschweigen, aus Sorge, sie werden nicht genommen“.

Infobox:
Die AWO verfügt über 6 Kombinierte Kitas im Märkischen Kreis, in denen neben den allgemeinen Kitaplätzen auch heilpädagogische Plätze für Kinder mit Behinderung angeboten werden. Die Gruppen sind dort kleiner und es arbeiten dort neben Pädagoginnen und Pädagogen auch Therapeutinnen und Therapeuten. Die Diakonie betreibt in Iserlohn ebenfalls eine Kombinierte Kita.

Weitere Nachrichten

Meldung vom 11.04.2024
Am 07.05.2024 beginnt der Kurs und wird danach jeden Dienstag von 10:15 Uhr bis 11:30 Uhr stattfinden. Pro Treffen werden 2€ berechnet. Ort: Eugen-Richter-Str. 21, 58089 Hagen. Es handelt sich um eine Kooperation mit der ev. Familienbildung Hagen. Wir bitten um Anmeldung im Ollen Dreisch 02331/ 9346833 oder in der AWO Geschäftsstelle 02331/3810 weiterlesen
Meldung vom 10.04.2024
„In die Wanne, fertig…los!“ - ab sofort Anmeldung zum „Hemeraner Badewannenrennen“ am 3. Mai weiterlesen
Meldung vom 04.04.2024
Die AWO Waldgruppe Bienenschwarm am Mesterscheid in Hemer sucht noch fleißige Bienchen (Kinder) ab 3 Jahren, die gerne den Bienenschwarm (Kindergartengruppe) vervollständigen, mit einer Buchungszeit von 35 Std. (07:30-14:30Uhr). Ab dem 01.08.2024 wird der neue Bienenstock (Bauwagen für die Waldgruppe) erwartet. Dieser bekommt seinen Platz auf der großen Wiese vor dem Waldstück. Aktuell bietet der Freizeithof Mesterscheid noch den Schutzraum. Bei Interesse melden Sie sich gerne unter: 02372 10485 AWO Familienzentrum Ruth-Grohe-Haus Feldstraße 42 58675 Hemerweiterlesen
Meldung vom 03.04.2024
Wir möchten allen Menschen die Möglichkeit bieten, durch eigene gemachte Erfahrungen nachzuempfinden, unter welchen Vorraussetzungen und Bedingungen unsere Kinder mit Beeinträchtigung oder Behinderung den Kindergarten-/ Lebensalltag erleben. Wir freuen uns, wenn wir Sie an einen/ mehreren oder allen Terminblöcken in unserer Kita Wundertüte begrüßen dürfen!weiterlesen
Meldung vom 20.03.2024
Der „Internationale Tag gegen Rassismus“ am 21. März ist Höhepunkt der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ vom 11. bis 24. März. Viele unserer Einrichtungen beteiligen sich aktiv mit kreativen Aktionen und setzen ein Zeichen gegen Rassismus. Es geht um Solidarität mit von Rassismus betroffenen Menschen und um Menschenrechte für alle. Die AWO setzt sich ein für eine offene und vielfältige Gesellschaft - dazu appellieren wir an unsere AWO Werte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. weiterlesen
Meldung vom 19.03.2024
Etwa drei Millionen Menschen arbeiten im Bereich, Pflege, Betreuung und Sozialarbeit sozialen Sektor. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat der Bedarf an sozialer Arbeit in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: Die Zahl der Beschäftigten im Sektor soziale Arbeit ist seit 2010 zwar von zwei Millionen um eine Million gestiegen, allerdings gibt es gravierenden Personalmangel. Schicht- und Nachtarbeit sei bei mehr als doppelt so vielen wie in anderen Sektoren üblich.weiterlesen
Meldung vom 18.03.2024
Frühkindliche Bildung, Lösung des Fachkräftemangels an Kitas und Schulen und eine verbesserte Ganztagsbetreuung im Grundschulalter: Das sind drei der Maßnahmen, die sich in einem Antrag der CDU/CSU-Fraktion unter dem Titel „Kinderzukunftsprogramm starten und mit zehn Maßnahmen zum Erfolg führen“ finden und die am heutigen Montag in einer öffentlichen Anhörung beim zuständigen Bundestagsausschuss diskutiert wurden.weiterlesen
Meldung vom 18.03.2024
Wolfgang Jörg und Stellvertreter*innen als Vorsitzende bestätigt – Europapolitischer Schwerpunkt mit Birgit Sippel  MdEP– Wertschätzung für Sozialverband durch heimische Politiker*innenweiterlesen
Meldung vom 17.03.2024
Der AWO-Ortsverein Boelerheide-Altenhagen organisiert am Fr., 14. Juni eine Tagesfahrt nach Höxter: Zum Programm gehören ein Mittagessen in der historischen Schenken-Küche und eine zweistündige Schifffahrt auf der Weser. Infos und Anmeldungen (59,- Euro p. P.) beim Ortsverein: Tel. (02331) 689397. Hinweis: Die ursprünglich für diesen Termin angekündigte Fahrt zur Mosel entfällt. weiterlesen