Jährlich werden rund 70 Frauen mit knapp 100 Kinder im Frauenhaus Märkischen Kreis aufgenommen. Um die Kinder und Jugendlichen zu stärken und ihnen die gleiche Aufmerksamkeit wie den Erwachsenen zu schenken, hat die AWO eine Handreichung für Mitarbeitende entwickelt.
Kinder erfahren häusliche Gewalt ganz unmittelbar: Sie erleben eine isolierte, gewalttätige und für sie unberechenbare Familiensituation, in der ihre Grenzen und ihre Rechte auf Sicherheit verletzt werden. Viele dieser Kinder und Jugendlichen erleiden währenddessen Traumatisierungen. Oft sind die Folgen für die Betroffenen schwerwiegend und langfristig.
Im Frauenhaus finden die Kinder und Jugendlichen einen geschützten Raum, in dem sie eine behutsame Begleitung erfahren. Darüber hinaus werden die Mütter zu allen Fragen der Erziehung und Förderung beraten.
„Für die Kinder und Jugendlichen ist das Frauenhaus erstmal ungewohnt und verunsichernd, denn die Menschen, Räume und Abläufe sind neu“, berichtet die Leiterin vom Frauenhaus Märkischer Kreis. Trotz des gebotenen Schutzes erleben die Kinder und Jugendlichen die Trennung von der Familie und den Freunden sehr schmerzlich und ambivalent. Zur Unterstützung bietet das AWO-Frauenhaus im Märkischen Kreis spezifische Hilfen auf dem Weg in ein gewaltfreies Leben an. Den Kindern und Jugendlichen wird eine pädagogische Betreuung geboten, bei der sie mit anderen Kindern spielen und ungezwungen ihre Freizeit verbringen können. Dabei gehört Spaß haben und Lachen ganz selbstverständlich dazu, so eine Erzieherin des Frauenhauses. Die Kinder sollen befreit und unbeschwert Abstand von den bisherigen Erfahrungen nehmen können. „Wir haben ein offenes Ohr für ihre Sorgen“. Im Frauenhaus finden sie Fachkräfte, die ihnen aufmerksam zuhören und ihnen in schweren Zeiten zur Seite stehen.
Damit diese anspruchsvolle Arbeit bestmöglich gelingt, hat die AWO NRW eine gemeinsame Handreichung für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Frauenhaus veröffentlicht. Die Handreichung umfasst unterschiedliche Arbeitshilfen für die Praxis. So beinhaltet diese eine Basisinformation zur Arbeit mit den Minderjährigen während des Aufenthaltes, über die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Unterstützung. Für das sichere Zusammenleben bieten Verhaltensregeln eine gute Orientierung. Für die einheitlichen Hausregeln wurden Plakate gestaltet, die gut sichtbar in den Kinder- und Jugendbereichen aufgehängt werden, erklärt die Leiterin. Auch wurden altersgerechte Rückmeldebögen gestaltet, die den Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit bieten ihre Meinung zu äußern. Dieses Feedback ist wichtig, um die eigene Arbeit stets weiterzuentwickeln. Künftig werden auch einheitliche Formulare für die Beobachtung und Dokumentation während des Aufenthaltes genutzt, so können die Entwicklungen der Kinder ganz leicht erfasst werden. Mit der Handreichung ist eine übersichtliche Arbeitshilfe geschaffen und ein gutes Stück an Weiterentwicklung gelungen so das gemeinsame Fazit von Nicole Neises-Weiler, Bereichsleitung Kinder Jugend und Familie der AWO UB Hagen-Märkischer Kreis und Anna Müller.