Offene Ganztagsschulen (OGS) in Bremen, Jork, Mülheim und Lüdenscheid sind vier neue Pilotstandorte für das Projekt „Ganztag und Raum“ der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft: Diese Schulen sollen zukunftsfähige ganztägige Bildung im Bestand umsetzen
Ab dem Schuljahr 2023/24 wird neben drei anderen Grundschulen die Grundschule Tinsberg in Lüdenscheid durch die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft bei der Entwicklung eines zukunftsgerichteten pädagogisch-räumlichen Ganztagskonzeptes begleitet. Hierfür stellt die Stiftung nicht nur ihre Expertise in den Bereichen Architektur und Bildung zur Verfügung, sondern beauftragt zusätzlich jeweils ein interdisziplinäres Prozessbegleitungsteam aus Pädagog*innen und Architekt*innen.
Ziel des Projektes „Ganztag und Raum“ ist es, zu zeigen, wie sich zukunftsfähige inklusive ganztägige Bildung in bestehenden Räumen umsetzen lässt. Oft funktioniert Ganztag nämlich noch immer nach dem Prinzip „vormittags Schule, nachmittags Betreuung“: Beide Bereiche arbeiten oft weitgehend unabhängig voneinander ohne gemeinsames pädagogisches Konzept und in getrennten Räumen. Hierdurch wird sowohl räumlich als auch pädagogisch viel Potenzial verschenkt. Hier setzt die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft mit ihrem Projekt „Ganztag und Raum“ an. Vielerorts sind keine aufwendigen Neubauten nötig, um diesem Mehrbedarf zu begegnen. Deshalb entwickelt die Stiftung gemeinsam mit den Pilotstandorten Ganztagskonzepte, die darauf abzielen, die Trennung von „Vormittag“ und „Nachmittag“ aufzuheben und beide Bereiche stärker zu verzahnen. Maßnahmen sind beispielsweise die Neustrukturierung von Tagesrhythmen und Teamstrukturen, kleine Umbauten sowie die Anpassung von Räumen und Möblierung. Ziel ist es, durch die Verbindung von Pädagogik, Organisation und Raum hochwertige ganztägige Bildung in den Bestandsgebäuden zu ermöglichen.
Wie das funktionieren kann, erprobt die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft an der Tinsberger Grundschule in Lüdenscheid: Die OGS besuchen zwischen 205 und 220 Kinder pro Jahr, die Anzahl der Kinder schwankt aufgrund der hohen Zu- und Wegzugszahlen. Das in der Innenstadt liegende, denkmalgeschützte Gebäude von 1901, mit als erhaltenswerte Bausubstanz eingestuftem Anbau von 1953 ist für alle Familien fußläufig zu erreichen. 90 % der Kinder kommen aus 14 Nationen. In bisher drei gemeinsamen Fortbildungs-/ Konferenztagen hat das Team der Schule (Lehrende und OGS) Strukturen und Umgangsweisen ausgetauscht, evaluiert und gemeinsam festgelegt. Seit einiger Zeit wachsen das Team12 (=OGS-Team) und Team8 (=Lehrkräfte) zusammen. Die Team12-Leitung ist Teil der Team8-Konferenz und die Team8-Leitung bei Team12-Besprechungen stets anwesend. Gemeinsam wurden Fortbildungen zu „Gewaltfrei Lernen“ und „Roller-Fit“ absolviert; Maßnahmen zum Umgang und der Prävention von Gewalt wurden besprochen und neue Schulregeln definiert. Team8 und Team12 treten gemeinsam auf bei Schulfesten und -feiern, Kinder- und Elternberatungen, und allen weiteren Events mit Außendarstellung und zeigen so, dass die Tinsberger Schule ein Lernzuhause für alle Kinder sein kann. Als Vision „Tinsberg 2030 – unser Lernzuhause“ möchten der Schulträger als auch das Schulamt und das Kollegium das Lernzuhause von 8 – 16 Uhr für alle Kinder etablieren, so dass die Tinsberger Schule eine gebundene Ganztagsschule wird. Die größte Herausforderung dabei ist eine Mensa einzurichten, in der genügend viele Menschen essen können, sowie weitere Rückzugs- und Differenzierungsräume für die Kinder einzurichten.
Hintergrund: Rechtsanspruch auf Ganztag Das große Interesse am Pilotprojekt Ganztag und Raum erklärt sich durch das „Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter“. Dieses spricht jedem ab 2026 neueingeschulten Kind einen Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung zu. Laut einer Schätzung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) müssen hierfür rund 800.000 weitere Ganztagsplätze geschaffen werden. Für viele Kommunen bedeutet dies eine große Herausforderung, da dem Mehrbedarf an Plätzen ein begrenztes Angebot an Raum gegenübersteht.
Hintergrund: Über die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn. In ihren Handlungsfeldern Pädagogische Architektur, Bildung im digitalen Wandel und Inklusive ganztägige Bildung engagiert sie sich für eine chancengerechte Alltagswelt, an der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können und die Kindern und Jugendlichen bestmögliche Entwicklungs- und Bildungschancen eröffnet. In ihrem Handlungsfeld Pädagogische Architektur macht sich die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft für einen zukunftsfähigen, nachhaltigen und inklusiven Schulbau stark. Die Montag Stiftungen sind eine unabhängige und gemeinnützige Stiftungsgruppe in Bonn. Die Carl Richard Montag Förderstiftung als Dachstiftung und Eigentümerin des Stiftungsvermögens finanziert die projektbezogene Stiftungsarbeit im Sinne des Stifters Carl Richard Montag.