Etwa drei Millionen Menschen arbeiten im Bereich, Pflege, Betreuung und Sozialarbeit sozialen Sektor. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat der Bedarf an sozialer Arbeit in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: Die Zahl der Beschäftigten im Sektor soziale Arbeit ist seit 2010 zwar von zwei Millionen um eine Million gestiegen, allerdings gibt es gravierenden Personalmangel. Schicht- und Nachtarbeit sei bei mehr als doppelt so vielen wie in anderen Sektoren üblich. Auch hohe Krankheits- und Fehlzeiten markieren den sozialen Sektor. Die Fluktuation ist entsprechend hoch: Im Jahr 2022 haben ca. 241.000 Beschäftigte die Stelle gewechselt. Viele kündigten, um einen Job mit besseren Arbeitsbedingungen zu finden.
Im sozialen Sektor zeigen sich nach wie vor deutliche Unterschiede in der Bezahlung, heißt es in der Studie. Die Forscherinnen und Forscher sprechen vom „Care Pay Gap“: Vollzeittätigkeiten im sozialen Sektor werden geringer bezahlt und damit auch weniger wertgeschätzt als in anderen Wirtschaftszweigen. Angesichts des hohen Frauenanteils in den sozialen Berufen lasse sich der „Pay Gap“ teils auch mit der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen erklären.
Schlussfolgerung ist der Appell, mehr Mittel für den sozialen Sektor bereitzustellen. „Am Ende sind es politische Entscheidungen und Akteure wie Kommunen, Kassen, Länder und der Bund, die eine entscheidende Rolle spielen“, erklärt Co-Autor Joß Steinke.
Hohendanner, Christian; Rocha, Jasmin; Steinke, Joß (2024): Vor dem Kollaps!? Beschäftigung im sozialen Sektor. Empirische Vermessung und Handlungsansätze. Berlin: De Gruyter Oldenbourg.