Wolfgang Jörg und Stellvertreter*innen als Vorsitzende bestätigt – Europapolitischer Schwerpunkt mit Birgit Sippel MdEP– Wertschätzung für Sozialverband durch heimische Politiker*innen
Bei der Konferenz im Hohenlimburger Bürgersaal (Sa., 16. März 2024) wählten über 40 Delegierte der Arbeiterwohlfahrt aus Hagen und dem Märkischen Kreis ihren Unterbezirksvorstand. Neuer und alter AWO-Vorsitzender bis 2028 ist der Hagener Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg. Das Votum für ihn war ebenso einstimmig wie das für seine bewährten Stellvertreter*innen Karin Löhr (Lüdenscheid) und Rainer Schmidt (Meinerzhagen). Als Beisitzer*innen wurden Inge Blask (Hemer), Petra Gutowski (Hagen), Jörg Meier (Hagen) und Angelika Seltmann (Iserlohn) wiedergewählt. Neu im Vorstand ist die Hagener Anja Engelhardt. Sie löst Stefanie Steimann ab, die mit großem Dank aus dem Gremium verabschiedet wurde.
Eröffnet wurde die Sitzung durch den AWO-Bezirksvorsitzenden Michael Scheffler. Er machte angesichts des erstarkenden Rechtsradikalismus klar, dass die AWO-Werte von Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz keine leeren Worte sind, sondern eine Herausforderung, die immer wieder aufs Neue gemeistert werden muss. Im Unternehmen AWO, so rechnete Scheffler vor, arbeiten Menschen aus über 80 verschiedenen Herkunftsländern, die als Kolleginnen und Kollegen gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Die AWO werde nicht zulassen, dass dieser Teamgeist zerschlagen wird.
Auch Gordan Dudas, Landtagsabgeordneter für den Märkischen Kreis aus Lüdenscheid, lobte in einem Grußwort das Engagement der AWO als wichtiges Signal gegen rechte Kräfte. Der Verband leiste einen großen Beitrag zur Stabilisierung der Gesellschaft. Dietmar Thieser, der als Oberbürgermeister-Stellvertreter die Stadt Hagen repräsentierte, dankte den AWO-Mitarbeitenden und betonte, dass die Kommune ohne die haut- und ehrenamtlichen Aktivitäten des Verbands ärmer wäre. Thiesers Amtskollege aus Lüdenscheid, SPD-Bürgermeister Sebastian Wagemeyer, konnte in seinem Beitrag ein konkretes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit seiner Stadt mit dem Sozialunternehmen AWO anführen: An der Lüdenscheider Tinsberg-Grundschule werde unter Mitwirkung der AWO ein innovatives pädagogisch-räumliches Ganztagskonzept entwickelt, das bundesweit als Vorbild dienen soll.
Dass erfolgreiche Projektfinanzierung angesichts der angespannten Lage der öffentlichen Haushalte nicht mehr selbstverständlich ist, machte der Hagener SPD-Bundestagsabgeordnete Timo Schisanowski in seinem Grußwort deutlich. Viele Bundespolitiker seien erst durch die Zusammenarbeit mit der AWO für die knappe Finanzausstattung sensibilisiert worden, zum Beispiel im Bereich der Flüchtlings- und Migrationsberatung. Als Einwanderungsland, das auf Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften angewiesen ist, brauche Deutschland ein leistungsfähiges Angebot für Spracherwerb und Integration in unsere Gesellschaft. Die Erhöhung der Mittel für Integrations- und Sprachkurse für Zugewanderte und Geflüchtete auf über eine Milliarde Euro sein ein Erfolg, mit dem man nach vorne blicken könne.
Unter dem Vorzeichen der Europawahl im kommenden Juni schlug Birgit Sippel, MdEP als Ehrengast der Versammlung einen weiten Bogen über die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Union: Die europäischen Staaten müssten in den nächsten Jahren noch weiter zusammenrücken. Statt auf Unterschiede zu fokussieren, müssten die Gemeinsamkeiten und geteilten Werte betont werden. Gute nationale Lösungen sollten Vorbild sein für Probleme, die nicht einzelstaatlich gelöst werden können. Drei Politikfelder liegen der SPD-Politikerin dabei besonders am Herzen: Gerade vor dem Hintergrund des Binnenmarktes brauche es verbindliche Mindeststandards bei der sozialen Sicherung, beispielsweise durch Mindestlöhne und Tarifbindung, verbunden mit der Verpflichtung, bereits bestehende höhere Standards nicht abzusenken. Als zweites Beispiel führte Sippel Gewalt gegen Frauen an, die endlich auf der Agenda der europäischen Politik angekommen sei. Mit einer aktuellen EU-Richtlinie seien nun unionsweit Mindeststandards gesetzt, darauf ausruhen könne man sich aber nicht: Die Hürden für die Anerkennung geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen bleiben weiter zu hoch, und ein Artikel zu Vergewaltigung sei (auch vom deutschen Justizminister) blockiert worden. Drittens warb Birgit Sippel dafür, Austausch- und Mobilitätsprogramme zu stärken, berufliche Qualifikationen gegenseitig anzuerkennen und auf dem gemeinsamen Arbeitsmarkt jedem Jugendlichen in der EU unter 25 Jahren einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu garantieren. Mit Sorge betrachtete Sippel, dass anti-Europäische Stimmungsmache durch Populist*innen und EU-Skeptiker*innen weiter verfange (obwohl bekanntermaßen das britische Gesundheitssystem nach dem Brexit schlechter sei denn je). Das bereite weiteren Nährboden für rechte Bewegungen in Europa. Wenig Verständnis zeigte sie in diesem Zusammenhang für die Demonstrationen der Landwirte und die willfährige Unterstützung dieser Proteste durch die AfD, in deren Programm die Streichung praktisch aller Subventionen stehe.
Hier hakte Wolfgang Jörg, der neue und alte Vorsitzende der AWO in Hagen und im Märkischen Kreis, in seiner Kandidatenrede ein: Die staatlichen Instanzen, die die AfD stärken wolle, seien lediglich die Polizei und das Militär – darum sei es für seinen Sozialverband wichtig, beim Kampf gegen rechts die Konservativen nicht zu verlieren und gemeinsam für einen starken Sozialstaat mit seinen Errungenschaften einzutreten.
Foto: Der neu gewählte AWO-Unterbezirksvorstand unter dem Vorsitz von Wolfgang Jörg (2. von re.) mit seinen Stellvertreter*innen Rainer Schmidt und Karin Löhr (1. u. 2. von li.). Neben Unterbezirksgeschäftsführerin Birgit Buchholz (3. v. li.) die Beisitzerinnen Anja Engelhardt, Angelika Seltmann, Petra Gutowski und Inge Blask (es fehlt auf dem Foto Jörg Meier).